31. Mai 2007

Arbeitslosen wegrationalisieren

"Rekord - Arbeitslosenzahl auf Fünf-Jahres-Tief" kann man heute lesen.

Krux an der Geschichte: immer mehr Gruppen, die nicht arbeiten, tauchen in der Statistik gar nicht mehr auf: z.B. die "schwer Vermittelbaren" (ab Mitte 50 J.), die Langzeitarbeitslosen nach 12 Monaten, etc. Die meisten davon könnten und wollen auch arbeiten, einzig daß sie bisher keine Arbeit gefunden haben. Aber für Regierungen ist es bequemer, sie aus der Arbeitslosenstatistik rausfallen zu lassen. Geringere Arbeitslosenzahlen versprechen mehr Stimmen. Und die Medien helfen kräftig mit, indem sie die von der Bundesanstalt für Arbeit bejubelten Zahlen ja schön nachplappern.

Aber wäre es nicht noch angenehmer, gar keine Arbeitslosen zu haben? Wenn immer mehr Gruppen aus der Arbeitslosenstatistik rausgenommen werden, haben wir in 5 Jahren "nur noch" 3 Millionen, in 10 Jahren nur noch 1 Mio. und in vielleicht 15 Jahren keinen einzigen Arbeitslosen mehr. Und das ganz ohne die "Vollbeschäftigung" einer DDR. Wir machen es viel raffinierter:
1989 noch standen zum Beispiel im Budapester Touristenbüro etwa 10 Mitarbeiter, von denen aber nur 2 arbeiteten. Der Rest stand einfach nur rum, unterhielt sich, las Zeitung oder trank Kaffee. Solche Bilder konnte man überall in den osteuropäischen Staaten in den 80er Jahren sehen. Wir Deutschen machen es heute viel geschickter: wir lassen die eigentlich nicht benötigten Mitarbeiter nicht "antanzen und rumstehen". Wir lassen sie einfach zu Hause bleiben. Somit haben wir demnächst zwar keine Vollbeschäftigung, aber auch keine Arbeitslosen mehr.

Damit wäre jede Wahl zu gewinnen!

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